In welchen Bereichen ist der Einsatz von Wasserstoff zur Erreichung der Klimaziele sinnvoll?
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Wasserstoff als Allheilmittel?

Richtungssicherheit für Schlüsselentscheidungen über alternative Transformationspfade – INSIGHTS für die Politikgestaltung

  • 12/2021 - 11/2023

Grüner Wasserstoff hat in der energiepolitischen Debatte fast den Status eines „Allheilmittels“ erlangt. Aber die Vielfalt an möglichen Abnehmern führt zu Unklarheiten. Das Projekt untersuchte die Frage, wie hier Richtungssicherheit geschaffen werden kann.

Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung zeigt die hohe Bedeutung, die dem Energieträger Wasserstoff beigemessen wird. Strategiepapiere verschiedener Akteure sind von erheblichem technologischem Optimismus geprägt, dass grüner Wasserstoff (H2) einen zentralen Beitrag zur Klimaschutz- und Energiepolitik leisten kann.

Ausgangspunkt des Vorhabens H2A? war die Beobachtung, dass aktuell eine massive „Überbuchung“ grünen Wasserstoffs durch eine Vielzahl von Sektoren stattfindet. Diese führt potenziell dazu, dass Klimaziele nicht erreicht werden und es negative Auswirkungen auf alternative Transformationspfade geben könnte.

Richtungssicherheit in der Wasserstoffpolitik

Auf Basis der interdisziplinären Transformationsforschung und breiter Stakeholder-Partizipation hat sich H2A? den folgenden Fragen gewidmet:

  • Welche Bedeutung hat Richtungssicherheit in der Wasserstoffpolitik, den Policy Mixes und Akteursstrategien?
  • Wie entsteht Richtungssicherheit?
  • Welche Rolle spielt dabei die Wissenschaft?

H2A? hat INSIGHTS für politische Schlüsselentscheidungen über gangbare Transformationspfade geliefert.

Das Projekt H2A? baute auf Erkenntnissen der interdisziplinären Transformationsforschung und den Befunden des ITA-Vorhabens Governance radikaler Systeminnovationen (Go) über die Bedeutung von Richtungssicherheit für den erfolgreichen Umbau von Energie-, Industrie- und Mobilitätssystemen auf.

Mit Wasserstoff Klimaziele erreichen?

Dabei hat das Vorhaben H2A? aktuelle und geplante Entwicklungspfade der Wasserstoffnutzung in den Anwendungsfeldern Industrie, Wärme, Strom und Verkehr identifiziert. Diese wurden in ihren Wechselwirkungen mit anderen Technologien und der Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff analysiert.

Grundlage dafür ist eine Abschätzung, in welchem Ausmaß die beabsichtigte Nutzung in den genannten Anwendungsfeldern die voraussichtlich mögliche Produktion und Importe von grünem Wasserstoff im Zeitverlauf übersteigt.

Die Erkenntnisse des Vorhabens wurden in Form von Beiträgen zu Fachkonferenzen sowie durch Publikationen in referierten Journalen dem Fachpublikum zugänglich gemacht. Ausgewählte Inhalte wurden in Form von Policy Papers und Social-Media-Beiträgen für Akteure in Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Verbänden und Zivilgesellschaft aufbereitet.

Wasserstoff nur dort einsetzen, wo er unverzichtbar ist

Aus dem Missverhältnis von potenziellen zukünftigen Bedarfen und potenziell verfügbarem Angebot ergibt sich die Notwendigkeit, die Anwendungen von Wasserstoff gezielt politisch zu priorisieren. Um auch in der sich entwickelnden Wasserstoffwirtschaft eine hohe Versorgungssicherheit und möglichst niedrige Kosten der Endenergie zu erreichen, ist es wichtig, Wasserstoff zunächst dort einzusetzen, wo er unverzichtbar ist oder wo er besonders große ökologische und ökonomische Vorteile verspricht.

Aufgrund der Erkenntnisse zu den klimapolitischen Risiken des Aufbaus einer blauen Wasserstoffwirtschaft ist es aus unserer Sicht notwendig, eine klare Richtungsentscheidung für die ausschließliche Produktion und den Import von grünem Wasserstoff zu setzen.

Wasserstoff in der Wärmeversorgung ist eine teure Sackgasse

Es konnte weiter gezeigt werden, dass es in der wissenschaftlichen Literatur klare Erkenntnisse zur Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Wasserstoff in bestimmten Anwendungen gibt. Nach aktuellen Zahlen und Berechnungen wird der Einsatz von Wasserstoff beispielsweise in der dezentralen Wärmeerzeugung nicht nur absehbar „eine eher nachgeordnete Rolle spielen“ (BMWK, 2023, S. 24), sondern stellt sich schon heute als teure Sackgasse dar.

Das Offenhalten der Option zur Umrüstung der Erdgasverteilnetze für den Wasserstofftransport hin zu den dezentralen Wärmeerzeugungsanlagen in Privathaushalten und Kleingewerbe oder die Installation und das Vorhalten von H2-ready-Heizungsanlagen mögen zunächst als kostenneutrale Flexibilitätsstrategie erscheinen, sind aber erkennbar mit Kosten und Risiken verbunden.

Abschlusskonferenz am 24. November

Im Rahmen der Online-Konferenz Wasserstoff als Allheilmittel? Priorisierung und Richtungssicherheit als Aufgabe der Wasserstoffpolitik haben wir die Notwendigkeit der Priorisierung von Wasserstoffanwendungen diskutiert und die Frage beleuchtet, ob Wasserstoff eine reale Option für die dezentrale Wärmeversorgung oder eine teure Sackgasse ist.

Unter folgendem Link finden Sie die Aufzeichnung der Konferenz bei YouTube.

Infos zum Programm und den Speakern finden Sie HIER.

Den Flyer zur Konferenz gibt es hier zum DOWNLOAD.

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